Dienstag, 9. November 2010

Pflege und Armut - aktuelle Perspektiven

Peter Hacker, Rudolf Hundstorfer, Verena Fabris, Josef Weidenholzer, Peter Kranz
(c) Foto: Karl Ebinger
Das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung war für die Volkshilfe Österreich ein Anstoß, auf die Situation von armutsgefährdeten pflegebedürftigen Menschen hinzuweisen.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz und der Wiener Städtischen Versicherung wurde eine Untersuchung zum Thema "Armut und Pflege" präsentiert.
Darin heißt es z.B. "Einkommensschwache Personen sind gesundheitlich stärker vorbelastet und haben daher einen höheren Pflegebedarf... Männer und Frauen unterer Einkommensschichten sind im Durchschnitt 2,2 bzw. 2,8 Jahre länger gesundheitlich so sehr eingeschränkt, dass sie auf Pflege und Betreuung angewiesen sind."
Sozialminister Hundstorfer wurde auf die Einsparungspläne der Regierung in Bezug auf das Pflegegeld angesprochen. Er verwies darauf, dass es durch eine Anhebung der Stundenanzahl in den Pflegegeldstufen 1 und 2 zu einer Dämpfung des Anstiegs der Ausgaben kommen werde. Er rechne mit 50000 Neuzugängen beim Pflegegeld im Jahr 2011 (60000 wären es nach der alten Regelung geworden). Insgesamt würde der Bund in diesem Bereich 65 Millionen EUR mehr ausgeben als 2010.
Peter Hacker, Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien, verwies in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass ab 2020 mit einem stärkeren Aufkommen an Pflegebedürftigen zu rechnen sei, weil dann geburtenstarke Jahrgänge ins Pensionsalter kämen. Er sehe im Moment die Gefahr eines "Pflegefonds im Kleinformat". Seiner Meinung nach sollten echte Verwaltungsvereinfachungen und Strukturmaßnahmen forciert werden.
Josef Weidenholzer, Präsident der Volkshilfe Österreich, setzte sich generell für die Etablierung eines Pflegefonds ein und erinnerte an die Absichtserklärung im Regierungsprogramm diesbezüglich tätig zu werden.
Auf das Angebot einer Pflegeversicherung verwies Peter Kranz von der Wiener Städtischen Versicherung. Sie sei als Ergänzung zum staatlichen System gedacht. Derzeit würde die Wiener Städtische ca. 23000 Pflegeversicherungen verwalten, was einem Marktanteil für ganz Österreich von etwa 50% entspräche.