Donnerstag, 29. April 2010

Qualitative Standards in der Pflege


Dr. Roland Paukner, Wiener Krankenanstaltenverbund,
Eva Mutz-Amon, Pflegedirektorin des HB
(c) Foto: Karl Ebinger, 2010

Das Haus der Barmherzigkeit in der Seeböckgasse in Wien hatte am 26. April 2010 zum einem Fachforum mit dem Thema "Interdisziplinäre Langzeitbetreuung" eingeladen. Dabei wurden aktuelle Projekte vorgestellt, die zeigen, in welchen Bereichen eine Weiterentwicklung der Qualität angestrebt wird. Das betrifft sowohl die Lebens- und Betreuungsqualität der betreuten Personen als auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter.

Schwerpunktmäßig wird an folgenden Aufgaben gearbeitet: Wie läßt sich die Lebensqualität der KlientInnen möglichst gut sicherstellen? Wie kann die Betreuungsqualität gehalten bzw. verbessert werden? Wie steht es um das subjektive Wohlbefinden der Mitarbeiter? Welche Schnittstellen sind zu beachten und zu verbessern?

In Bezug auf das Thema Integration von Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen berichtete Frau Mag.a Gabriele Hetzmannseder über die Tätigkeit von HABIT (Haus der Barmherzigkeit Integrations-Team). In diesem Bereich liegt die durchschnittliche Pflegestufe der BewohnerInnen bei 5,6, was eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten darstellt. Frau Elisabeth Pohl, die seit 2001 die Stabstelle Pflege leitet, ging auf den praktischen Lebensalltag ein und beschrieb Situationen der basalen Stimulation und der Kommunikation mit Menschen, die nur mehr über wenige Ausdrucksmöglichkeiten verfügen.


Aufmerksames Fachpublikum aus dem Pflegebereich
(c) Foto: Karl Ebinger, 2010

Ein eigener Teil des Fachforums war neuen Konzepten im Pflegebereich gewidmet. Andrea Richter von CASA gab einen Einblick in die Arbeit mit Hausgemeinschaften im Marienheim in Baden bei Wien. Zur Grundhaltung, mit der gearbeitet wird meinte sie: "Es wird etwas mit dem Bewohner gemacht und nicht für ihn". Man bemühe sich, eine Balance zu finden zwischen so selbständig wie möglich und Hilfe leisten dort, wo es nötig ist.

Elisabeth Bauer sprach über erlebnisorientierte Pflege mit Hilfe der Mäeutik, einem von Cora van der Kooij entwickelten Pflegemodell. Abschließend gab Frau Mag.a Sabine Kloibmüller von Caritas Socialis einen Einblick in die Tagesbetreuung von dementen Menschen.

Freitag, 16. April 2010

Behindertenanwalt Buchinger
bei Auftakt-Tagung

Fachtagung von Auftakt
Die Fachtagung wurde von den Teilnehmern gut angenommen
(c) Foto: Karl Ebinger, 2010

Die Auftakt GmbH bietet Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung im Bereich vollbetreutes oder teilbetreutes Wohnen an. Auftakt veranstaltete anläßlich des 10jährigen Bestehens eine hochkarätig besetzte Fachtagung zum Thema "Kundinnenzufriedenheit".

Im Leitbild der Organisation heißt es: "Ziel unseres Handelns ist die Förderung der Selbstbestimmung, der Selbständigkeit und der Lebensqualität unserer Klientinnen und Klienten." Von dieser Grundhaltung her ist zu verstehen, warum sich die Tagung um den Begriff Kundinnenzufriedenheit drehte , der im sozialen Bereich zwar diskutiert wird aber doch noch nicht fest verankert ist.

Im Rahmen der Tagung wurde durchaus kontroversiell darüber diskutiert, für welche Bereiche der Begriff anwendbar sei. Die Praktiker unter den Teilnehmern, die verschiedene Behinderteneinrichtungen repräsentierten, fragten sich, welche Möglichkeiten es gäbe, Kundinnenzufriedenheit zu erheben und wie die Ergebnisse solcher Erhebungen zu bewerten seien.

Robert Winklehner
Mag. Robert Winklehner
(c)Foto: Karl Ebinger, 2010

Mag. Robert Winklehner von Auftakt erläuterte in seinem Beitrag die Motive, die dazu geführt hätten, eine Studie über Kundinnenzufriedenheit zu machen. Er warf die Frage auf : Wie gehen wir damit um, einerseits den betreuten Personen "Selbständigkeit zu gewähren" und andererseits "Verantwortung für die Behinderten zu übernehmen - im Sinnne eines Schutzbedürfnisses?"

Buchinger, Offermann, Küng
Dr. Erwin Buchinger, Dr. Claus Offermann, Herwig Küng
(c)Foto: Karl Ebinger, 2010


Behindertenanwalt Erwin Buchinger verwies in seinem Referat darauf, dass es bei der Betreuung von Menschen in Sozialeinrichtungen ein Spannungsfeld gäbe, zwischen den organisatorischen Rahmenbedingungen und den individuellen Bedürfnissen der betreuten Personen. Er sehe die Ansatzpunkte zu einer Verbessserung in einer wertschätzenden Einstellung zu den betreuten Personen - "auf gleicher Augenhöhe" - und in einer optimalen Gestaltung des Qualitätsmanagements.


Dr. Norbert Hofer
(c)Foto: Karl Ebinger, 2010

In die gleiche Kerbe schlug der Soziologe Konrad Hofer, der für die Auftakt GmbH eine qualitative Studie erarbeitet hat mit dem Titel "Zufriedenheit von Menschen mit Behinderung". Er beschrieb mit sehr offenen Worten, was sich ihm durch teilnehmende Beobachtung in den betreuten Wohngemeinschaften gezeigt hätte. Er konzentrierte sich in seiner Studie auf Aspekte des Wohlbefindens der Bewohner: physisch, sozial, aktivitätsbezogen, materiell und emotional.

Dr. Claus Offermann von Zert Sozial in Stuttgart brachte die Sicht eines Qualitätsmanagers in die Debatte ein. Er gab einen Überblick zu den Methoden, wie Zufriedenheit bei den betreuten Personen erhoben werden könnte. Stellte die Frage, ob die Erhebung von externen Beratern oder intern durchgeführt werden sollte und verwies auf die Notwendigkeit, den geplanten Prozess mit dem tatsächlichen Ablauf der Betreuung zu vergleichen.

Ein emotionaler Höhepunkt der Tagung waren persönliche Interviews mit Bewohnern der Wohngemeinschaften, die mittels Video übertragen wurden. Sie ermöglichten einen sehr direkten und einfühlsamen Blick in die menschliche Situation der Betroffenen.

Gesponsert wurde die Veranstaltung durch die Österreichischen Lotterien, die zu Beginn durch Vorstandsdirektor Friedrich Stickler prominent vertreten waren.