Mittwoch, 19. September 2012

Pflegekosten solidarisch finanzieren

Franz Küberl, Michael Landau, Maria Gschaider
(c) Foto: Karl Ebinger, 2012
Caritas Präsident Franz Küberl und Michael Landau treten dafür ein, die Pflegekosten aus dem Sozialbereich herauszunehmen und eine "solidarische Finanzierung" der Pflege umzusetzen.
In diesem Zusammenhang forderte Küberl die Einführung einer "reformierten Erbschaftssteuer".

Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdözese Wien, verwies auf das Ansteigen von Demenzerkrankungen. Derzeit gäbe es mehr
als  110.000 Menschen in Österreich, die an Demenz leiden. Laut Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird sich die Anzahl der Erkrankten in den nächsten 20 Jahren verdoppeln.

Landau sprach sich darüberhinaus für die einheitliche Zuständigkeit des Bundes für die berufsrechtliche Regelung der Sozialbetreuungsberufe aus. Es sei nicht einzusehen, warum ca. 5000 auszubildende Personen auf 9 Bundesländer aufgesplittet würden.

Donnerstag, 14. April 2011

Wolfgang Mazal zu Pflegeproblematik und Pflegelösung

Prof. Wolfgang Mazal
Bei einem Vortrag im Rahmen des Institutes für Familienforschung in Wien sprach Prof. Wolfgang Mazal über die Rahmenbedingungen, die in Österreich im Bereich der Pflege maßgeblich sind.
Er verwies auf die geteilte Kompetenzlage zwischen Bund und Ländern. Der Bund hätte Kompetenz für das Pflegegeldrecht, könne über die Krankenversicherung medizinische Hauskrankenpflege fördern und würde das Berufsrecht regeln. Damit seien die rechtlichen Möglichkeiten des Bundes in Sachen Pflege jedoch weitgehend ausgeschöpft. Die Hauptkompetenzen würden bei den Bundesländern liegen, insbesondere dann, wenn es darum gehe, neue Lösungen einzuführen. Diese Weichen seien durch die Bundesverfassung im Jahre 1921 bzw. 1925 gestellt worden und bis heute wirksam.
Mazal bekennt sich zur föderalen Struktur Österreichs und sieht die Situation als Herausforderung und Chance. Insbesondere sprach er sich dafür aus, grundsätzlich über neue Lösungsansätze im Bereich der Pflege nachzudenken und nicht nur in den allgemeinen Ruf einzustimmen: "Wir brauchen mehr Geld."
Er trat dafür ein, dass Politik in Österreich wieder mehr der Frage gewidmet sei, wie könne das Staatsganze funktionieren? "Wir machen keine Ordnungspolitik. Wir fragen nicht, wie soll der Staat ein Thema lösen, sondern wir sagen: Wie glaubt ihr, dass wir das lösen sollen. So wichtig Interessensvertreter hier sind, so ist es zu wenig, wenn sich der Staat ihnen ausliefert."
Der Vortragende sprach die individuelle Verantwortung des einzelnen an (Zivilrecht) und die gemeinschaftliche Solidarität. Bezüglich der Finanzierung künftiger Pflegekosten brachte er den Vorschlag ein, die Veräußerung von Grund und Boden zu besteuern. Es seien dazu jedoch flankierende Maßnahmen notwendig, wie z. B. die Anpassung der Einheitswerte mit einer Übergangsfrist oder die besondere Behandlung von betrieblichen Grundstücken, die mit Arbeitsplätzen verknüpft seien. "Das, was den Verfassungsgerichtshof nicht stören würde, ist, wenn wir grundbezogene Vererbungssteuer und Entäußerungssteuer zweckwidmen für ein bestimmtes Thema. Wir ziehen die Besteuerung der Vermögensentäußerung bei Grund und Boden heran zur Finanzierung des Pflegethemas."

Freitag, 25. Februar 2011

Hundstorfer und Stöger zu Gast beim Pflege Management Forum 2011

Alois Stöger, Elfriede Gerdenits, Rudolf Hundstorfer
(c) Foto, Karl Ebinger, 2011













Das Pflege Management Forum 2011 bot spannende Einblicke in die immer dringlicher werdende Neuorganisation des Pflegebereiches. Wie geht es mit dem Pflegefonds weiter? Welche zusätzlichen Finanzmittel werden Städte und Gemeinden nach Einschätzung von Sozialminister Hundstorfer in den nächsten 3 Jahren benötigen? Wie beurteilt Prof. Mazal den Mangel an Arbeitskräften im Pflegebereich? Was hält Gesundheitsminister Stöger von einem Lehrberuf Pflege?

Das Thema Neuorganisation und Finanzierung der Pflege zog sich wie ein roter Faden durch die zweitägige Veranstaltung - wurde eifrig und beherzt diskutiert. Prof. Wolfgang Mazal beschrieb eindrucksvoll die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf das künftige Angebot an Arbeitskräften - nicht nur im Pflegebereich. Demgegenüber stehe die Zunahme an älteren Menschen in der Gesellschaft. Zusammen genommen ergäbe das die Notwendigkeit, rasch weitere Überlegungen für konkrete Reformschritte anzustellen. Er ging auf die geteilte Kompetenzlage von Bund und Ländern ein und bekannte sich zu Pluralismus und Subsidiarität - im Sinne eines eigenständigen aber auch verantwortungsbewussten Handelns auf der regionalen Ebene.


Wolfgang Mazal: Wo Vielfalt, wo Vereinheitlichung?
(c) Foto, Karl Ebinger, 2011













Sozialminister Hundstorfer sprach die gegenwärtigen Schwerpunkte seiner Arbeit den Pflegebereich betreffend an. Einerseits würde er als Arbeitsminister dafür sorgen, dass pro Jahr ca. 5000 neue Pflegekräfte mit Unterstützung des Arbeitsmarktservice (AMS) ausgebildet würden. Diese Maßnahme sei auch für 2011 weiter geplant. Als Sozialminister verhandle er im Moment mit Finanzminister Pröll über die zunehmende finanzielle Belastung der Städte und Gemeinden. Bis 2013 gelte es zusätzliche Mittel von ca. 360 Millionen EUR zur Verfügung zu stellen. Auf Nachfrage der Diskussionsteilnehmer im Saal verwies er darauf, dass die Mittel zweckgewidmet sein würden, um eine zielgerichtete Verwendung der Mittel zu gewährleisten.

Hundstorfer: "Neue Arbeitszeitmodelle andenken..."
(c) Foto, Karl Ebinger, 2011

Gesundheitsminister Alois Stöger sprach die Patientenorientierung an und verwies auf die Notwendigkeit "Fachgruppen übergreifend zu arbeiten". Dies würde zu einer Veränderung der Berufsbilder führen. Angesprochen auf einen möglichen Lehrberuf Pflege kam die Festlegung auf ein klares "Nein". Er verwies auf die Tatsache, dass die Gebietskrankenkassen im Jahr 2010 positiv bilanziert hätten und kündigte an, im Bereich Zahnversorgung und Behandlung psychosomatischer Krankheiten Verbesserungen anzustreben.


Stöger: "Fachgruppen übergreifend arbeiten ..."
(c) Foto, Business Circle, 2011














Auf großes Interesse bei den Konferenzteilnehmern stieß das Thema "Pflegegeld - Begutachtung durch Pflegekräfte". Es wurde über erste Erfahrungen mit dem Pilotprojekt, das in mehreren Bundesländern läuft berichtet. Im Zentrum der Diskussion stand die Qualität der Pflegegeldeinstufung. Es wurde laut über Maßnahmen nachgedacht, die zu einer Verbesserung der Einstufung führen könnten.


Etwa 270 Teilnehmer waren auf der Tagung vertreten
(c) Foto, Karl Ebinger, 2011













Einigen der anwesenden PflegedirektorInnen war es ein Anliegen, über die Entlastung von älteren Pflegekräften nachzudenken, um sie länger im Berufsprozess halten zu können und auf ihre Situation individuell eingehen zu können.

Nach zwei intensiven Konferenztagen kündigte Mag. Gerhard Pichler seitens des Veranstalters Business Circle an, dass das nächste Pflege Management Forum am 1. und 2. März 2012 stattfinden werde.
Referenten Pflege Management Forum 2011

Dienstag, 9. November 2010

Pflege und Armut - aktuelle Perspektiven

Peter Hacker, Rudolf Hundstorfer, Verena Fabris, Josef Weidenholzer, Peter Kranz
(c) Foto: Karl Ebinger
Das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung war für die Volkshilfe Österreich ein Anstoß, auf die Situation von armutsgefährdeten pflegebedürftigen Menschen hinzuweisen.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz und der Wiener Städtischen Versicherung wurde eine Untersuchung zum Thema "Armut und Pflege" präsentiert.
Darin heißt es z.B. "Einkommensschwache Personen sind gesundheitlich stärker vorbelastet und haben daher einen höheren Pflegebedarf... Männer und Frauen unterer Einkommensschichten sind im Durchschnitt 2,2 bzw. 2,8 Jahre länger gesundheitlich so sehr eingeschränkt, dass sie auf Pflege und Betreuung angewiesen sind."
Sozialminister Hundstorfer wurde auf die Einsparungspläne der Regierung in Bezug auf das Pflegegeld angesprochen. Er verwies darauf, dass es durch eine Anhebung der Stundenanzahl in den Pflegegeldstufen 1 und 2 zu einer Dämpfung des Anstiegs der Ausgaben kommen werde. Er rechne mit 50000 Neuzugängen beim Pflegegeld im Jahr 2011 (60000 wären es nach der alten Regelung geworden). Insgesamt würde der Bund in diesem Bereich 65 Millionen EUR mehr ausgeben als 2010.
Peter Hacker, Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien, verwies in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass ab 2020 mit einem stärkeren Aufkommen an Pflegebedürftigen zu rechnen sei, weil dann geburtenstarke Jahrgänge ins Pensionsalter kämen. Er sehe im Moment die Gefahr eines "Pflegefonds im Kleinformat". Seiner Meinung nach sollten echte Verwaltungsvereinfachungen und Strukturmaßnahmen forciert werden.
Josef Weidenholzer, Präsident der Volkshilfe Österreich, setzte sich generell für die Etablierung eines Pflegefonds ein und erinnerte an die Absichtserklärung im Regierungsprogramm diesbezüglich tätig zu werden.
Auf das Angebot einer Pflegeversicherung verwies Peter Kranz von der Wiener Städtischen Versicherung. Sie sei als Ergänzung zum staatlichen System gedacht. Derzeit würde die Wiener Städtische ca. 23000 Pflegeversicherungen verwalten, was einem Marktanteil für ganz Österreich von etwa 50% entspräche.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Pflegekongress Wien - Wege zur Pflege


Claudia Kastner-Roth, Walter Marschitz












Der Pflegekongress in Wien findet heuer zum achten Mal statt. Es werden laut Veranstalter etwa 3700 Teilnehmer erwartet. Der Pflegekongress wird am 28. und 29. Oktober 2010 im Austria Center Vienna abgehalten. Anläßlich einer Pressekonferenz gaben Walter Marschitz, Geschäftsführer des Hilfswerkes und Claudia Kastner-Roth, Geschäftsführerin Medical-Update, einen Überblick zur Tagung.

Walter Marschitz, derzeit Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG), erwartet sich von den gegenwärtigen Budgetverhandlungen in Bezug auf den Bereich Pflege nur eine Zwischenlösung. Er drückte jedoch die Hoffnung aus, dass es im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund und Ländern mit Zeithorizont 2013 zu einer längerfristigen Lösung kommen könnte. Für ihn sei in der Diskussion um mögliche Einsparungen beim Pflegegeld in der Stufe 1 und 2 zuerst eine Verwaltungsvereinfachung ins Auge zu fassen.

Claudia Kastner-Roth verwies auf die wachsende Bedeutung des Pflegekongresses in Wien, der sich zu einem branchenübegreifenden Treffpunkt entwickelt hätte. Neben den fachlichen Pflegethemen würde im Kongress auch das Thema Wissenschaft in der Pflege und zukünftige Ausbildungswege abgehandelt.

Herr Marschitz sprach von einem zusätzlichen Personalbedarf allein im Bereich der mobilen Pflege (stundenweise Betreuung) von 10 000 Arbeitskräften.

Mittwoch, 29. September 2010

Pflegesysteme im mobilen Bereich - Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen


Die Fachtagung "Ich bleib' daheim!" veranstaltet vom Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen fand am 23. September 2010 in Wien statt. Sie wurde moderiert von Peter Resetarits und bot ein breites Themenspektrum an.
Zu Beginn der Tagung sprachen Sozialminister Rudolf Hundstorfer und die Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely über die Verantwortung der Politik für den Pflegebereich. Die zukünftige Finanzierung der Pflege war dabei ein wichtiges Thema.
Katharina Meichenitsch von Diakonie Österreich verglich die Pflegesysteme einzelner europäischer Staaten. In Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausgedrückt liegt Österreich bei den Ausgaben der öffentlichen Hand für Pflege mit ca. 1,3 % im Mittelfeld. Spitzenreiter in dieser Statistik aus dem Jahre 2005 ist Schweden mit 3,3 % und Dänemark mit 2,6 %. In der Slowakei z.B. werden ca. 0,3 % des BIP zur Verfügung gestellt.
Michaela Dorfmeister, Wiener Krankenanstaltenverbund, präsentierte die Ergebnisse einer empirischen Studie zur Frage inwieweit Pflege sichtbar ist bzw. entsprechend von den beteiligten Personen und der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Marianne Brieskorn-Zinke, Evangelische Fachhochschule Darmstadt, sprach in ihrem Referat die Verantwortung der im Pflegebereich Tätigen an, einen Beitrag zur Gesundheit in der Bevölkerung zu leisten. Sie trat für die "Begründung einer neuen Präventionskultur" ein.
Um die Kunst der Vernetzung von Krankenhaus und mobiler Pflege ging es beim Beitrag von Elisabeth Windbichler, UKH Meidling und Sonja Leonhardsberger, Volkshilfe Wien. Hingewiesen wurde auf die Notwendigkeit Entlassungsmanagement in allen Krankenhäusern einzuführen und die Möglichkeiten der Weiterbildung in diesem Bereich auszubauen.
Was bedeutet Qualitätssicherung in der mobilen Pflege und Betreuung, wie kann sie umgesetzt werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich Renate Kraus, Wiener Sozialdienste und Peter Willroider, Fonds Soziales Wien.
Vjenka Garms-Homolova, Alice Salomon Hochschule Berlin, sprach die Verbesserung der Kommunikation zwischen professionellen Kräften und den Angehörigen von pflegebedürftigen Personen an. Sie ging dabei auf die Rolle der Familie ein, verwies auf die zunehmende Verknappung des Pflegepersonals und auf die mangelhafte Datenerfassung in Österreich was die mobile Pflege betrifft.
Welche Art der Beratung ist für pflegende Angehörige hilfreich? Dieser Frage ging Johanna Weber, Hilfswerk Steiermark, nach. Sie berichtete von ihren Erfahrungen im Bezirk Fürstenfeld.
Abschließend stellte Christian Rab, Österreichische Jungarbeiterbewegung, das Modell einer Generationen-Wohngemeinschaft vor. Einige Bewohner dieser Wohngemeinschaft kamen bei einem Runden Tisch zu Wort.

Dienstag, 24. August 2010

Mobile Pflege und Betreuung - Fachtagungen

Im September 2010 finden zwei empfehlenswerte Fachtagungen statt. Unter dem Titel "Ich bleib' daheim!" veranstaltet der Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen  einen Thementag zu Sicherheit, Spezialisierung, Schnittstellen in der mobilen Pflege und Betreuung.

Spannend könnte der Vortrag von Elisabeth Windbichler vom UKH Meidling und von Sonja Leonhardsberger, Volkshilfe Wien, werden. Geht es doch um den sensiblen Übergang vom Krankenhaus in den mobilen Bereich. Michaela Dorfmeister, Wiener Krankenanstaltenverbund, berichtet über eine Studie zur häufig gestellten Frage: "Ist Pflege unsichtbar?" Renate Kraus, Wiener Sozialdienste, und Peter Willroider, Fonds Soziales Wien, widmen sich dem Thema Qualitätssicherung im mobilen Bereich.

Weitere Vortragende behandeln die europäische Perspektive. So spricht etwa Katharina Meichenitsch, Diakonie Österreich, über Pflegesysteme in anderen europäischen Wohlfahrtsstaaten. Als politische Verantwortungsträger werden Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely teilnehmen.
Zeit: Do 23. September 2010
Ort: Europahaus Wien, Linzer Straße 429, 1140 Wien
Fachtagung: Ich bleib' daheim! Programm

Um Kennzahlen im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege geht es in der zweiten Fachtagung, veranstaltet vom Gesundheitsministerium in Kooperation mit Gesundheit Österreich GmbH. Dr. Elisabeth Rappold, Gesundheit Österreich, verweist darauf, dass die systematische Erfassung von Daten aus der Pflege in Österreich noch nicht sehr weit verbreitet ist.

Die Pflegewissenschaftlerin Monika Linhart spricht sich für eine stärkere Einbeziehung von Assessment-Verfahren im Pflegeprozess aus. Sabine Bartholomeyczik, Professorin Universität Witten Herdecke, wird darüber sprechen, wie pflegerelevante Daten auf verschiedenen Ebenen genutzt werden können. Der Freiburger Pflegewissenschaftler Peter König berichtet über Erfahrungen mit pflegerelevanten Kennzahlen in deutschen Krankenhäusern. Inge Eberl, Klinikum der Universität München, beschäftigt sich mit der Aufgabenstellung ein "minimales Pflegedatenset" zu entwickeln, das für unterschiedliche Pflegesituationen anwendbar ist.

Eröffnet wird die Tagung durch Gesundheitsminster Alois Stöger und Dr. Arno Melitopulos von Gesundheit Österreich GmbH.
Zeit: Di 28. September 2010
Ort: Festsaal im Bundesministerium für Gesundheit, Radetzkystraße 2, 1030 Wien
Fachtagung: Fakten, Daten, Kennzahlen aus der Gesundheits- und Krankenpflege - Programm

Donnerstag, 10. Juni 2010

PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung (PIK) - Projektbericht 2010




Hinter dem Namen "PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung" - kurz PIK genannt - steht ein über mehrere Jahre in Wien durchgeführtes Projekt zur Verbesserung der Betreuungsqualität an PatientInnen.

Im neu erschienenen PIK-Projektbericht für die Jahre 2005-2010 wird einerseits auf die Problematik der Schnittstellen eingegangen, z.B. zwischen dem akutstationären, dem spitalsambulanten und dem niedergelassenen Bereich. Andererseits werden Schwerpunkte des Projektes beschrieben.

Das PIK-Projektteam konzentrierte sich auf die Bereiche: Entlassungsmanagement, standardisierter elektronischer Informationstransfer, Einbindung von Selbsthilfegruppen, optimale Kooperation bei der Versorgung mit Heilbehelfen und Hilfsmitteln.

Im Mittelpunkt stand das Anliegen, eine zielgerichtete Vernetzung der einzelnen Fachdisziplinen zu fördern, um in weiterer Folge einen möglichst kontinuierlichen Betreuungsprozess der PatientInnen zu gewährleisten.

Der Projektbericht "PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung" (PIK) ist direkt unter folgender Adresse abrufbar:
http://www.pik.or.at/fileadmin/user_upload/Projektberichte/Projektbericht_2005_-_2010.pdf
(längere Ladezeit)

Die Schirmherrschaft über das Projekt hatten Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und die Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse Ingrid Reischl.

Samstag, 8. Mai 2010

Lazarus Pflegekongress mit Juchli, Böhm und van der Kooij

Anläßlich 25 Jahre Lazarus-Institut fand am 5. und 6. Mai 2010 in Bad Ischl ein Pflegekongress der besonderen Art statt. Die Chance Sr. Liliane Juchli, Prof. Erwin Böhm und Cora van der Kooij an einem Ort zu treffen und live zu erleben, bietet sich nur selten. Erich Hofer vom Lazarus Institut hatte sich im Vorfeld des Kongresses dafür eingesetzt, dass Sr. Liliane Juchli, das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich zugesprochen bekommt.


Sr. Liliane Juchli (Mitte) erhält das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich
Foto: 2010, Karl Ebinger

Der Festvortrag von Sr. Liliane Juchli zum Thema "Erlebte Pflegegeschichte" wurde vom Pflegefachpublikum, das zahlreich erschienen war, mit besonderer Aufmerksamkeit und emotionaler Nähe verfolgt. Die Laudatio hielt Frau Brigitte Pinzker, Direktorin der Gesundheits- und Krankenpflegeschule am Krankenhaus Hietzing in Wien.

Liliane Juchli, in Fachkreisen bekannt für ihr Pflege-Lehrbuch und ihre menschliche Größe, lebt nach dem Grundsatz: "Ich pflege als die, die ich bin." Ihr ist es wichtig, den Menschen in seiner Ganzheit zu verstehen und anzunehmen. Andererseits ist es für Pflegende wichtig, "pfleglich mit sich selbst umzugehen." Besondere Beachtung sollten Wert und Würde des Menschen finden: "Kompetenz allein genügt nicht; Menschen brauchen Zuwendung und die Erfahrung respektiert und akzeptiert zu sein."

Interessierte Teilnehmer des Pflegekongresses mit Prof. Erwin Böhm im Vordergrund (Mitte)
Foto: 2010 Karl Ebinger

Erwin Böhm erläuterte in gewohnt humorvoller, manchmal auch provozierender Weise Grundzüge seines "Psychobiografischen Pflegemodells" mit dem Schwerpunkt auf dem Thema "Sexualität im Falle von Demenz". Wobei er selbst den Inhalt seines Referates wie folgt betitelte: "Was bedeutet Frau/Mann-Sein unter der Bettdecke bei Verhaltenseigenarten im Senium?"

Er stellte die These auf, dass sich die Menschen aufgrund ihres historischen Erlebens und ihrer Biografie, alle 15 Jahre ändern würden in dem Sinne, dass sie für bestimmte Schlüsselreize empfänglich sind. Die Schlüsselreize würden sich jedoch von Generation zu Generation ändern. Dieser Umstand sollte in der Pflege mehr Berücksichtigung finden.





Cora van der Kooij sprach über erlebnisorientierte Pflege
Foto: 2010, Karl Ebinger

Warum ist es so schwer Hilfe anzunehmen oder danach zu fragen? Dieser Umstand beschäftigte die Begründerin der Mäeutik, Cora van der Kooij. Sie beschrieb mit sehr persönlichen Beispielen, was sie unter "erlebnisorientierter Pflege" versteht. Sie betrachtete jedoch auch die andere Seite der Medaille: "Warum gibt es ein Angst davor - zu helfen?"

Sie plädierte dafür, einen gemeinsamen Zugang zu Privat- und Berufsleben zu suchen: "Was man im eigenen Leben erfährt, ist eine Quelle des Verständnisses für das, was man im Berufsleben erfährt - und umgekehrt."

Lazarus Ehrenpreis an Sr. Liliane Juchli überreicht durch Erich Hofer (links) und Erwin Böhm
Foto: 2010, Karl Ebinger

Donnerstag, 29. April 2010

Qualitative Standards in der Pflege


Dr. Roland Paukner, Wiener Krankenanstaltenverbund,
Eva Mutz-Amon, Pflegedirektorin des HB
(c) Foto: Karl Ebinger, 2010

Das Haus der Barmherzigkeit in der Seeböckgasse in Wien hatte am 26. April 2010 zum einem Fachforum mit dem Thema "Interdisziplinäre Langzeitbetreuung" eingeladen. Dabei wurden aktuelle Projekte vorgestellt, die zeigen, in welchen Bereichen eine Weiterentwicklung der Qualität angestrebt wird. Das betrifft sowohl die Lebens- und Betreuungsqualität der betreuten Personen als auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter.

Schwerpunktmäßig wird an folgenden Aufgaben gearbeitet: Wie läßt sich die Lebensqualität der KlientInnen möglichst gut sicherstellen? Wie kann die Betreuungsqualität gehalten bzw. verbessert werden? Wie steht es um das subjektive Wohlbefinden der Mitarbeiter? Welche Schnittstellen sind zu beachten und zu verbessern?

In Bezug auf das Thema Integration von Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen berichtete Frau Mag.a Gabriele Hetzmannseder über die Tätigkeit von HABIT (Haus der Barmherzigkeit Integrations-Team). In diesem Bereich liegt die durchschnittliche Pflegestufe der BewohnerInnen bei 5,6, was eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten darstellt. Frau Elisabeth Pohl, die seit 2001 die Stabstelle Pflege leitet, ging auf den praktischen Lebensalltag ein und beschrieb Situationen der basalen Stimulation und der Kommunikation mit Menschen, die nur mehr über wenige Ausdrucksmöglichkeiten verfügen.


Aufmerksames Fachpublikum aus dem Pflegebereich
(c) Foto: Karl Ebinger, 2010

Ein eigener Teil des Fachforums war neuen Konzepten im Pflegebereich gewidmet. Andrea Richter von CASA gab einen Einblick in die Arbeit mit Hausgemeinschaften im Marienheim in Baden bei Wien. Zur Grundhaltung, mit der gearbeitet wird meinte sie: "Es wird etwas mit dem Bewohner gemacht und nicht für ihn". Man bemühe sich, eine Balance zu finden zwischen so selbständig wie möglich und Hilfe leisten dort, wo es nötig ist.

Elisabeth Bauer sprach über erlebnisorientierte Pflege mit Hilfe der Mäeutik, einem von Cora van der Kooij entwickelten Pflegemodell. Abschließend gab Frau Mag.a Sabine Kloibmüller von Caritas Socialis einen Einblick in die Tagesbetreuung von dementen Menschen.